Vergebung

 

Wozu noch vergeben, wenn der andere schuldig ist? Mit dieser Sichtweise bin ich unschuldig und in Ordnung und der andere oder sogar das Wetter, ist schuldig und nicht in Ordnung. Gut zu wissen, wo und was der Grund der Schuld ist und sehr beruhigend noch dazu. Und wer weiss, vielleicht dient mir die Schuld des anderen irgend einmal; so habe ich gegen ihn "etwas" in der Hand.

 

Diese Haltung ist normal und sogar logisch. Meine Aufregung, meine Wut, meine Depression, mein Schuldenberg, meine Gier und Rechthaberei erklärt mir, dass ich unschuldig bin und jemand anderes schuldig ist; mir wurde Unrecht angetan -, da bin ich nun, das arme Opfer dieser Welt. In der selben Haltung sind wir gewohnt zu sagen, dass wir nur das Gute und den Frieden wollen, aber weil der andere falsch, schuldig und nicht in Ordnung ist, gäbe es keinen Frieden.

 

Jede/r kommt einmal an den Punkt, wo die Vergebung Sinn macht. Vielleicht wird zuerst die falsche Vergebung praktiziert. Immerhin ist es ein positiver Willensakt, mehr nicht. Wer falsch vergibt, tut dies: "Ich vergebe dir, was du mir Unrechtes angetan hast." Diese Art von Vergebung kann noch "ausgeschmückt" werden, was den Erfolg zum wahren Frieden jedoch nicht erhöht.

 

Die wahre Vergebung tut dies: "Du bist eigentlich gar nicht hier. Wenn ich dich für schuldig oder für die Ursache des Problems halte, dich aber erfunden habe, dann müssen die eingebildete Schuld und Angst in mir sein. Da die Trennung von Gott nie stattgefunden hat, vergebe ich uns "beiden", was wir nie getan haben. Übrig bleibt nur die Unschuld, und ich verbinde mich in Frieden mit dem Heiligen Geist."

 

Es ist egal, welche Ansicht ich über die Vergebung hege; die Wahrheit, die Liebe, bleibt davon völlig unberührt. Es geht immer um mich und um "jetzt" und wenn ich jetzt nicht willens bin zu vergeben, muss ich urteilen, damit ich mein Versagen, vergeben zu wollen, rechtfertigen kann. 

 

In Ein Kurs in Wundern steht: Vergib, und du bist frei. Die persönliche Erfahrung dieser schlichten und doch so gewaltigen Wahrheit, lehrte mich, dass diese Worte stimmen; diese Anleitung funktioniert. Diese Erfahrung kann jede/r machen, der sich für sie entscheidet und seine bisherige, nicht funktionierende Wahrheit, eintauscht.

 

Woraus besteht Vergebung? Das Ego beharrt darauf, dass du ein Körper bist. Körper können sich verletzten und angreifen, sagt das Ego. Ein Kurs in Wundern sagt, dass du kein Körper bist und deshalb nicht "wirklich" angreifen kannst; nur in deinen Phantasien sei dies möglich. Du bist reiner, vollkommener Geist und nicht fähig zu verletzten oder verletzt zu werden. Weil du dich aber für einen Körper hältst, träumst du von Verletzung und Schuld und von der Bestrafung des Täters. 

 

Bietet sich dir also die Gelegenheit zur Vergebung an, gehört die Erinnerung dazu, dass du träumst. Du hast den Traum erfunden und die Figuren darin für dich agieren lassen, damit du deine unbewusste Schuld ausserhalb von dir siehst. Wenn du dich daran erinnerst, dass du träumst, dann sind nur deine eigenen Projektionen da draussen. Wenn du das glaubst - und Glaube entsteht nur durch Übung und Erfahrung -, braucht das, was du siehst und "jetzt" vergibst, dich nicht mehr zu beeinflussen. Du kannst nicht Angst vor bösartigen Träumen haben, wenn du wahrnimmst, dass du sie alle erfunden hast; jetzt hast du Macht über sie - und die Vergebung hebt sie in Zusammenarbeit mit dem Heiligen Geist in deinem Geist vollständig auf!

 

Was nicht Frieden, Liebe ist, ist definitionsgemäss Illusion oder ein Traum. Zu wissen, dass du träumst, bedeutet auch zu wissen, dass ihr Inhalt unwahr ist. Demnach ist jeder Mangel an Frieden, Freude und Sicherheit der Glaube an die Illusion. Jetzt weisst du, dass du der Autor deiner Träume bist und nicht die Traumfigur. Du bist reine Liebe und nicht eine Traumfigur!

 

Bereits mit diesem wenigen Wissen, wird deine eingebildete Angst nicht am "Platz" bleiben; du hast keine Angst mehr vor ihr und auch keine oder weniger Angst vor Menschen und Orten und Situationen. Du weisst ja jetzt, dass du sie ALLE erfunden hast, um deine unbewusste Schuld in ihnen zu sehen (Projektion). Mit dieser falschen Methode hattest du lange Zeit Ruhe und dennoch, hattest du nicht wirklich Ruhe und Frieden.

 

Es geht immer nur um deinen Traum von Angst, Schmerz, Schuld und Trennung und du hebst alle diese Träume auf oder du bist ihnen unterworfen und dann bleibt dir zur vorübergehenden Erleichterung von ihnen nur die vorher aufgezeigte Projektion. Also musst du wissen, dass du nur das projizieren kannst, WAS in dir selbst ist; als Illusion, wohlverstanden! Doch da ist sie und sie bleibt so lange an ihrem Platz, bis du dich für ein funktionierendes Vorgehen entscheidest; die wahre Vergebung.

 

Du bist Ursache und nicht das Opfer (Wirkung) dieser Welt oder von sonst jemandem. Du bist Ursache und deshalb gehört zur Vergebung auch, sowohl deinen projizierten Bildern als auch dir dafür zu vergeben, dass du sie träumst. Du weisst ja, dass du deinem lieben Bruder und deiner lieben Schwester vergeben sollst, was er/sie nicht getan hat. Mit dieser Methode, der wahren Vergebung, verleihst du dem Fehler (keine Schuld!) keine Wirklichkeit!! Du machst deine Illusionen nicht wahr; du bringst sie zur Wahrheit. Wo ist die eingebildete Dunkelheit, nachdem du dich entschieden hast, sie zum Licht zu bringen und nachdem dies geschehen ist? Deine eingebildete (Bilder, Glaube) Schuld ist weg. Die Projektion ist weg. Du siehst an ihrer Stelle die Wahrheit. Jetzt siehst du dich, wie du andere siehst. Das ist eine gewaltige Erfahrung.

 

Dein "Leben" ist also dein Traum und nicht der Traum eines anderen, weil es nur einen, nämlich dich gibt. Es gibt sonst niemanden und nichts da draussen ausser deinen Projektionen, die du immer "jetzt" zurücknehmen kannst, indem du dafür die Verantwortung übernimmst. Jetzt siehst du da draussen Dank deiner Vergebung die Wahrheit und jetzt hast du dich selbst erkannt. Siehst du da draussen Schuld, bist auch du schuldig. Siehst du da draussen die LIEBE, bist auch du LIEBE.

 

Obschon die wahre Vergebung logisch und vernünftig ist, können nicht alle sofort damit beginnen, weil sie viel zu lange ihren Geist für das "weise Urteilen" missbraucht haben. Veränderungen schneller Art sind dann bestimmt nicht angenehm, weil du noch nicht verstehst, was Freiheit ist.

 

Der Heilige Geist nimmt genau das, was das Ego zu seinem Schutz gemacht hat (Anklage, Projektion), und nutzt es zum Aufheben des Ego. Was der Heilige Geist verwendet, dient nur zum Guten. Mach dir keine Gedanken, wie er das macht oder über Resultate auf der Formebene. Solche können auch ausbleiben. Vergib, und du bist frei und du verbindest dich mit dem, WAS du bist. Dank deiner Vergebung sagst du der Welt und den wahrgenommenen Körpern, ihr Verhalten habe keine Wirkung auf dich, und wenn sie keine Wirkung auf dich haben, existieren sie nicht wirklich getrennt von dir. Somit gibt es in Wirklichkeit keine Trennung.

 

Der wohl wichtigste Teil deiner Vergebenden Haltung: Vertraue auf den Heiligen Geist und wähle seine Stärke. Der Frieden des Heiligen Geistes wird dir gegeben, wenn du deinen Teil tust. ER ist es, der deinen unbewussten, dir verborgenen Gesamtgeist heilt und dir gleichzeitig SEINEN Frieden gibt. Du hast deinen Frieden weggegeben und jetzt ist es soweit, dass du ihn wieder haben willst. Die wahre Vergebung ist der Weg.

 

Dein Frieden ist der Zustand des Himmels. Mache dir auch keine Gedanken, ob deine Vergebung beim Gegenüber angekommen ist. Verlange nicht nach äusseren Resultaten oder dass sich der andere wegen deiner Vergebung ändern oder erkenntlich zeigen soll. Das sind alles wieder Methoden des Egos und du bleibst im Traum hängen. 

 

Wahre Vergebung besteht also darin, (1) dich zu erinnern, dass du träumst, was du siehst und wahrnimmst. (2) Du vergibst sowohl deine projizierten Bilder und dir, dass du sie träumst. (3) Dann vertraust du auf den Heiligen Geist und wählst SEINE Stärke.

  

Ein Beispiel: Du bemerkst bei dir eine leichte Verstimmung, weil dir der andere Autolenker deinen avisierten Parkplatz wegschnappte. Mögliche Gedanken können in dem Augenblick sein:

 

"Ach, ich Arme/r, immer bin ich zu spät".

"Was für ein blöder Idiot".

"Aha, ich rege mich auf"?

 

Es geht bei deinen täglichen Situationen darum, dass du nicht verleugnest, traurig oder wütig zu sein! Und, du erinnerst dich, dass du nur über deine eigene Deutung von der Situation traurig bist. 

 

Zu wissen, dass du gerade als Ego reagiert hast und ein scheinbar weises Urteil ausgesprochen oder gedacht hast, reicht überhaupt nicht aus, das Ego und sein völlig falsches Urteil aus deinem Geist (Ort der Ursache) zu löschen und durch die Wahrheit (Liebe, Vergebung, Wunder) zu ersetzen. Diese Einsicht, Logik und Vernunft musst du haben und ganz ehrlich mit deinen Gedanken und Absichten sein!

 

Angenommen du hast sie, dann weisst du auch, dass du dich nicht aus dem Grund ärgerst, den du meinst (frecher Autofahrer schnappt mir meinen Parkplatz weg).

 

Es geht um was ganz anderes und zwar etwas, das die ganze Welt in ständigem Krieg um die besten Plätze hält. Das Ego hat Methode, der Heilige Geist aber auch. Wen von den beiden möchtest du vorziehen; DER, der für den Frieden spricht und ihn für alle bewirkt, oder der, der vom Frieden spricht, aber selber den erforderlichen Beitrag gar nicht leistet (der andere ist ja Schuld, also soll der damit beginnen und ich urteile dann, ob dieser Beitrag gut oder schlecht war).